Backen mit Sauerteig #9 – Oben auf dem Sauerteig hat sich eine Wasserschicht gebildet – ist er hinüber?

Willkommen zu Brotbacken mit Sauerteig – Fehler vermeiden & Grundlagen verstehen! In dieser dritten Staffel meiner großen 31-teiligen Serie rund um Sauerteig widmen wir uns den häufigsten Fragen beim Backen mit Sauerteig. In Episode #9 geht es um ein Thema, das viele verunsichert: Oben auf dem Sauerteig hat sich eine Wasserschicht gebildet – ist er hinüber?

Die kurze Antwort lautet: Meistens nein. Eine abgesetzte Flüssigkeit ist in der Regel ein Zeichen dafür, dass euer Sauerteig gerade sehr schwach ist und die Struktur nicht mehr ausreichend Wasser halten kann. Die schweren Bestandteile sinken nach unten, oben bleibt eine wässrige Schicht zurück. Das sieht nicht schön aus, ist aber normal, solange bestimmte Kriterien erfüllt sind.

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Was bedeutet die Flüssigkeit auf dem Sauerteig?

Setzt sich Flüssigkeit auf dem Sauerteig ab, ist das ein Zeichen für Unterversorgung und lange Ruhezeiten. Euer Starter hat schlicht zu wenig frisches Mehl bekommen oder über zu lange Zeit im Kühlschrank gestanden. Die Struktur fällt in sich zusammen, die Dichte trennt sich, oben bildet sich eine wässrige Schicht. Das ist ein Warnsignal, aber noch kein Grund, den Sauerteig wegzuwerfen.

 

Wann ist der Sauerteig wirklich hinüber?

  • Geruchstest: Ein gesunder, wenn auch schwacher Sauerteig riecht sauer, aber nicht faulig oder beißend nach Ammoniak. Riecht er streng, faul oder „kipprig“, entsorgen.
  • Sichttest: Schimmel (grün, rosa, schwarz) oder schleimige Beläge an der Oberfläche sind ein klares Ausschlusskriterium. Bitte nicht retten, sondern neu ansetzen.
  • Haptik: Dünnflüssig ist ok. Fädig-schleimig deutet auf falsche Mikroflora hin – im Zweifel entsorgen.

So rettet ihr euren Sauerteig – Schritt für Schritt

Wenn euer Sauerteig säuerlich, aber nicht faul riecht und keine Beläge zu sehen sind, könnt ihr ihn sehr zuverlässig wieder aktivieren:

  • 1. Flüssigkeit abgießen: Die wässrige Schicht vorsichtig abgießen. Nicht unterrühren – sie bringt nur unnötig Säure zurück.
  • 2. Kleinen Anteil entnehmen: Vom unteren, dichteren Teil 1–2 Teelöffel abnehmen.
  • 3. Erste Fütterung: Mit Roggenvollkornmehl und lauwarmem Wasser (ca. 25–28 °C) im Verhältnis 1:1 zu einem cremigen Ansatz verrühren. Warm stellen (ideal 27–30 °C).
  • 4. Zweite Fütterung nach 10–12 Stunden: Dieselbe Menge Mehl und Wasser zugeben, gründlich verrühren, warm halten.
  • 5. Dritte Fütterung am nächsten Morgen: Noch einmal auffrischen und auf die Menge bringen, die ihr zum Backen braucht. Jetzt sollte der Starter deutlich blubbern, sich verdoppeln und angenehm mild riechen.

Nach dieser 3-Stufen-Aktivierung ist euer Sauerteig wieder stabil und triebfähig. Ich arbeite in dieser Phase fast immer mit Roggenvollkornmehl, weil es die Mikroflora am zuverlässigsten stärkt.

 

Prävention: So verhindert ihr das Absetzen von Flüssigkeit

  • Regelmäßiges Auffrischen: Auch bei Kühlschranklagerung alle paar Wochen kurz füttern. Spätestens nach einigen Monaten eine kleine Aktivierungsrunde einlegen.
  • Warme Führung bei der Aktivierung: 27–30 °C sind ideal. Zu kühle Führung fördert Säure und Schwäche, zu warme Führung kann den Starter überreizen.
  • Hochwertiges Mehl: Bevorzugt Roggen (Vollkorn oder hohe Type). Nährstoffarme, sehr helle Mehle halten Starter langfristig schlechter stabil.
  • Keine Monster-Mengen: Führt lieber kleine, ausgewogene Mengen im Verhältnis 1:1:1 (Sauerteig:Mehl:Wasser). Zu viel „alter“ Sauerteig mit zu wenig Futter kippt schneller.
  • Sauberkeit & Gefäß: Saubere Gläser, Deckel nur locker auflegen, damit Gase entweichen können.

Mini-FAQ zur Wasserschicht

  • Kann ich die Flüssigkeit einfach unterrühren? Ich empfehle abzugießen. So reduziert ihr überschüssige Säure und startet frischer in die Aktivierung.
  • Wie schnell sollte sich der Starter nach der Rettung verdoppeln? Nach der dritten Fütterung innerhalb von 3–6 Stunden – abhängig von Temperatur und Mehl.
  • Riecht mein Sauerteig danach immer noch sauer? Mild-säuerlich ist normal. Stechende Säure oder fauliger Geruch sind ein Warnsignal.

Mein Fazit

Eine Wasserschicht auf eurem Sauerteig bedeutet nicht automatisch, dass er hinüber ist. In den meisten Fällen könnt ihr sie einfach abgießen und den Starter mit drei warmen Fütterungen wieder in Bestform bringen. Seht die Flüssigkeit als Hinweis auf Pflegebedarf: künftig etwas regelmäßiger füttern, zwischendurch aktivieren und auf gutes Mehl sowie passende Temperaturen achten – dann habt ihr ein Leben lang Freude mit eurem Sauerteig.

Marian Moschen Mann backt
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Marian

Hochzeitstorten designen, Cupcakes und (Motiv)torten zu planen und gestalten ist meine größte Leidenschaft. Am liebsten Samstag abends zu später Stunde...

Ich liebe die Herausforderung und die Vielseitigkeit, die ein Food Blog mit sich bringt: Planen, Backen, Ausprobieren, Fotografieren, Dekorieren und das Ganze dann auf Mannbackt.de zu präsentieren.

Das Ergebnis könnt ihr jeden Tag auf`s Neue bestaunen...