Urgetreide ist seit einiger Zeit wieder ziemlich modern und trendig geworden. Vor allem Emmer und Einkorn halten immer öfter wieder Einzug in modernes Brot. Da hat mich neugierig gemacht… Doch bei meinen ersten Backversuchen wurde schnell ersichtlich, dass Urgetreide etwas schwerer zu bändigen ist, als die heute gängigen Getreidesorten, Weizen, Roggen und Dinkel. Denn ganz so einfach ist es nicht, richtig gutes Einkorn-Brot zu backen. Aber wie das halt so ist, nach dem ersten extrem trockenen Ergebnis und dem zweiten geschmacklosen war ich motiviert.
Mit ein klein wenig Stolz präsentiere ich euch hier mein Einkornbrot… Einkornmehl, Sauerteig, volles Korn. Ein wahrer Genuss.

Was man über Einkorn wissen sollte
Einkorn war eine der allerersten Erntekulturpflanzen. Sein Name ist Programm, da sich auf jedem Ansatz der Getreideähre nur ein einziges Korn befinden. Dies sorgt dafür, dass die Ernte wenig ertragreich ist, was wiederum der Grund sein dürfte, warum Einkorn zunehmend gegen modernen Weizen abgefallen ist. Aber… wer einmal frisch gemahlenes Einkornmehl gerochen hat, der ist ihm verfallen. Und erst der Geschmack!!! Nussig, leicht süßlich, fast schon cremig. Einfach genial.
Allerdings gibt es einen großen Nachteil: Einkornmehl nimmt noch schwerer Wasser auf als Dinkelmehl, weshalb man bei der Teigzubereitung tricksen muss…
Ich zeige euch wie das Einkornbrot perfekt gelingt.
Wo kann ich Einkornmehl kaufen?
Einkorn ist bereits sehr weit verbreitet und quasi in jedem Reformhaus erhältlich. Ich empfehle euch, das Korn direkt im Reformhaus frisch mahlen zu lassen, oder direkt selbst zu mahlen, sofern ihr eine Mühle euer Eigen nennt.

Zutaten für das Einkorn Sauerteigbrot
Sauerteig | Vorteig
150 g Einkorn Vollkornmehl
150 g Wasser
75 g aktiver Roggensauerteig (funktioniert auch mit Weizensauerteig)
Hinweis: Ich habe versucht, den Sauerteig auf Einkornsauerteig umzuzüchten. Das funktioniert einwandfrei, ist aber mehr Arbeit und bringt geschmacklich keine Vorteile. Deshalb verwende ich immer den Sauerteig als Basis den ich gerade aktiv habe. Wichtig ist lediglich ausreichend Einkornmehl zu versäuern.
Kochstück
420 g Wasser
25 g Einkorn Vollkornmehl
40 g Leinsamen geschrotet
10 g Salz
Hinweis: Die Leinsamen unbedingt mitkochen. Sie werden leicht „schleimig“ und helfen dabei, dass das Einkornbrot besser abbindet und stabiler wird.
Hauptteig
Kochstück
reifer Sauerteig | Vorteig
525 g Einkorn Vollkornmehl
25 g Flüssigmalz (oder Honig)
10 g Salz
Optional: 3 g frische Hefe
Hinweis: Die Hefe macht den Einkornbrot–Teig eine Spur luftiger. Solltet ihr also gerne kompakte Brote mögen, dann lasst die Hefe weg, für dieses typische Hefebrot-Feeling einfach die Hefe ergänzen. Ich mag den dezenten Hefegeschmack, deshalb habe ich sie hinzugefügt. Sie ist aber nicht zwingend notwendig.

Einkornbrot Zubereitung
- Das Einkornmehl frisch mahlen. Sofern eine Mühle vorhanden ist, sorgt dies für ein enormes Plus an Geschmack und Konsistenz
- Die Zutaten für den Sauerteig vermengen und für 3-4 Stunden bei 27 bis 28°C abgedeckt reifen lassen.
- Die Zutaten für das Kochstück aufkochen bis die Masse eingedickt ist, dann bei Zimmertemperatur für 3 bis 4 Stunden quellen und auskühlen lasen
- Nun alle Zutaten für das Einkornbrot auf kleiner Stufe, für 15 Minuten kneten. Sollte der Teig sehr fest sein, etwas Wasser dazugeben.
- Den Teig zuerst 25 Minuten im Kessel reifen lassen, dann grob (da relativ weich) zu einer Kugel formen und anschließend im gut bemehlten Gärkorb für ca. 1 Stunde reifen lassen, bis sich das Volumen sichtbar vergrößert hat.
- Da der Teig relativ weich ist und wenig Stabilität innehat (liegt am Einkornmehl) solltet ihr ihn im Topf backen. Mehr Infos hierzu im Artikel: BROTBACKEN IM TOPF.
- Backtemperatur 250°C für 15 Minuten mit Deckel, dann bei 200°C offen ohne Deckel für weitere 55 Minuten. Die Gesamtbackzeit sollte 70 Minuten nicht unterschreiten, damit das Einkornbrot wirklich durch ist.

Grundsätzlich ist das Einkornbrot ähnlich zu backen und zuzubereiten wie das reine Roggensauerteigbrot. Der große Unterschied liegt eigentlich nur im Kochstück. Wundert euch also nicht über einen sehr klebrigen, leicht lehmigen Teig der sich schwer formen lässt. Eine Teigkarte leistet hier gute Dienste.
Viel Spaß beim Nachbacken und Experimentieren und lasst euch dieses umwerfend gute Einkornbrot schmecken,

12 Kommentare
Michaela
29. Juni 2020 um 12:53Sehr fein schmeckt auch die Kombination von 40 % Roggensauerteig, 40 % Roggenmehl 960iger und 20 % Einkornvollmehl (keine Hefe) als Basis. Honig, Salz, Brotgewürz und etwas Flohsamenschalen und natürlich Wasser (bei der Menge fast 500 ml) kommen dazu. Ist akutell mein Lieblingsbrot, gebacken mit dunkler Kruste…
Marian
29. Juni 2020 um 13:15Hallo Michaela,
Die Flohsamenschalen verwendest du zur Bindung?
Liebe Grüße Marian
Michaela
29. Juni 2020 um 15:15Hallo Marian, die Flohsamenschalen nehme ich, weil sie für die Verdauung sehr gesund sind. Man merkt sie kaum im Geschmack, einzig etwas mehr Wasser braucht man. Aber da habe ich ohnehin nur ein Grundvorgabe, meist wirds mehr (400 g Roggen ST, 400 g Roggenmehl, 200 g Einkornmehl, 15-20 g Brotgewürz, 15-20 g mildes Salz, ca. 2 EL Flohsamenschalen, etwas flüssigen Honig und max. 500 ml lauwarmes Wasser). Gehzeit des Teiges ca. 4 Stunden, den ST füttere ich am Vortag abend. Er ist sehr triebstark.
backbibel
23. Juli 2020 um 09:25Rezept ist spitze! Nach 2 Versuchen hat es geklappt und ist sehr empfehlenswert! 🙂
Marian
27. Juli 2020 um 16:20Dankeschön!
Ute
1. September 2020 um 09:55Ein tolles Brot – obwohl ich weder mit Dampf gebacken habe und auch keinen Topf parat hatte. Ich habe in einer Auflaufform mit Alufolie gebacken und auf das Beste gehofft 🙂 Und siehe da, einfach klasse! Liegt natürlich an dem tollen Rezept. Fazit: ich suche mir jetzt noch mehr von dir raus 🙂
LG, Ute
Simone
6. Oktober 2020 um 09:47Hallo Marian, toll, dass Du Deine Erfahrungen hier teilst. Ich habe Emmermehl zu Hause. Denkst Du, das Rezept funktioniert damit genauso? Liebe Grüße, Simone
Marian
7. Oktober 2020 um 18:48Hallo Simone,
ich würde es einfach ausprobieren. Das sollte klappen.
Liebe Grüße Marian
Tanja
13. Dezember 2020 um 02:11Hallo Marian,
Ich habe normales Einkornmehl zu Hause, geht das Rezept damit auch oder muss es Vollkornmehl sein?
Würde mich über eine Antwort freuen.
Alles Liebe
Marian
13. Dezember 2020 um 07:19Geht auch
Grit
19. Februar 2021 um 17:52Hallo Marian,
das Brot ist wirklich super lecker! Wird wohl unser neues Lieblingsbrot. Und da wollte ich mir das Rezept natürlich sofort ausdrucken, um es für später schnell griffbereit zu haben…
LEIDER wird aber über den Button „Drucken“ wirklich die ganze Website ausgedruckt, inklusive Bilder und Kommentare. Sehr, sehr ärgerlich, vor allem wenn man einen Laserdrucker hat, wo Bilder echt ins Geld gehen…
Echt schade, bei anderen Blogs funktioniert das besser. Vielleicht könnte man das ändern?
LG, Grit
Marian
23. Februar 2021 um 21:13Hallo Grit,
ich habe ganz bewusst keine Druckfunktion. 1. aus Gründen der Nachhaltigkeit 2. weil ich mich über den wiederkehrenden Besuch freue und 3. weil Mann backt hier eine digitale Rezeptesammlung ist wo du alles auf einem Fleck findest.
Ich verstehe natürlich dein Anliegen, aber in fast 10 Jahren Mann backt bist du die allererste, die mir diese Anregung bringt,
Liebe Grüße Marian